Die Musikalische Charakteristik
Die verbreiteste Form von Compas ist
Djaz nòmal. Sie zeichnet sich durch eine skalierbare
Reichhaltigkeit aus, welche sich besonders live ausbreiten kann.
Ein Compas Stück hat eine relaxten Swing, es entfaltet sich und es rollt.
Ein gutes Compas-Stück klingt immer ein wenig anders, ohne dabei den Cadence eines Liedes zu verlassen.
Durch seine großen und kleinen Steigerungen und die anschließenden Breaks bekommt Compas einen modularen Charakter.
Die unterschiedlichen Melodie-Elemente (Refrains, Riffs, Chöre, Solos) können perkussiv durch Zitate aus traditionellen
Rhythmen miteinander verbunden werden. Dieses Prinzip ist auch schon im Rara üblich – Up and Downs – eine Phase einer
Prozession endet und fließt in einer Übergangsrhythmik weiter,
die Stimmung entspannt sich, um sich dann peu à peu von neuem aufzubauen.
Über die Jahrzehnte entstand so ein großes Repertoire an typischen Perkussionselementen (Steigerungen, Breaks und Bridges).
Die Variationsmöglichkeiten sind riesig. Der helle Kata Rhythmus auf dem Becken kann mit mannigfaltigen Zwischentönen
und Nuancen gespielt werden, die kontinuierlich mit der Spannungskurve korresponieren.
Compas ist etwas Organisches, der gemächlich rollende Groove reißt nie ab. In manchen Momenten löst sich
die Perkussion in der Melodie auf oder die Melodie in der Perkussion.
Diese Variabilität und die mögliche Komplexität
der Gesamtheit der rhythmischen Strukturen kann man dem Eklektizismus der haitianischen Musiker zuschreiben. Es
ist die Fähigkeit aus vielen Elementen einen neuen Zusammenhang zu formen und immer eine Steigerung oder eine
Akzentuierung parat zu haben, die sich nahtlos in die Compas-Struktur einreiht.
Während bei vielen karibischen Musikstilen und Rhythmen, der Tanzbeat vom ersten Moment an greift, unterliegt
die Wirkung von Compas einer Dynamik über die Fortdauer der Spielzeit, der Groove setzt später ein. Die Gesamtheit
eines Compas-Stückes ist nicht immer beim ersten Hören in Gänze zu erfassen.
An der Stelle sei auch erwähnt, Haitianer spielen die Trommel sanfter und variabler als andere in der Karibik.